Der 7. Oktober 2023 begann friedlich. In der Wüste Negev feierten junge und ältere Menschen aus ganz Israel und aus der ganzen Welt beim NOVA Festival.
Festivals wie das NOVA Festival stehen für Gemeinschaft, Ekstase, Liebe und Solidarität.
Der Übergang von der Nacht zum Tag – der Moment, wenn die Sonne aufgeht, wenn Musik, Licht und Gemeinschaft eins werden – ist der Moment der Transformation des Raves.
Ofir Amir, Gründer des NOVA Music Festivals und Überlebender, sagte:
„An diesem 7. Oktober 2023 war es ein besonders schöner Sonnenaufgang – für viele der schönste Moment des Jahres.“
Um 6:29 Uhr verstummte die Musik. Der rote Alarm ertönte. Minuten später griff die Hamas das Festival an. Gleichzeitig startete sie mit Unterstützung palästinensischer Täter, Zuschauer und Mitläufer die Angriffe auf die Kibbuze im Süden Israels.
Der 7. Oktober steht seitdem für das größte antisemitische Pogrom seit 1945.
Seit dem 7. Oktober 2023 wackelt das Fundament – in den Demokratien, so auch in Deutschland.
Doch Makkabi steht, auch wenn das Fundament wackelt.
Dieser Tag ist mehr als ein Datum. Er bleibt ewige Gegenwart – eine Zäsur, die das Grundvertrauen in Menschlichkeit erschüttert hat.
Seit dem 7. Oktober 2023 hat die Welt ein Wiederaufflammen des Antisemitismus erlebt.
Weltweit werden Jüdinnen und Juden bedroht, beleidigt und angegriffen – in sozialen Medien, auf der Straße, in Schulen und an Universitäten.
In westlichen Großstädten kommt es zu antisemitischen Massenaufmärschen und zu Ausschreitungen.
#BringThemHome
Heute, zwei Jahre später, ist das Leid nicht vorbei.
Noch immer sind Geiseln in der Gewalt der Hamas.
Noch immer warten Familien auf Nachricht, auf Gewissheit, auf Heimkehr.
Noch immer befindet sich Israel im Krieg mit der Hamas.
Es ist ein Krieg, den Israel nie wollte.
Fehlende Solidarität
Gleichzeitig wurden die Angriffe vom 7. Oktober 2023, bei denen die Hamas auch sexualisierte Gewalt als Kriegswaffe einsetzte, oft nicht oder zu spät verurteilt.
In Teilen der Kulturszene herrschte ein dröhnendes Schweigen, wenn es um die Verurteilung antisemitischer Exzesse ging.
Auch fehlte eine Solidarisierung mit dem NOVA Festival.
1.200 Jüdinnen und Juden wurden an diesem Tag von den Islamisten ermordet.
Menschen, die sich öffentlich für Israel oder für die Freilassung der Geiseln einsetzen, werden bedrängt und eingeschüchtert.
Erst letzte Woche erschütterten neue Gewalttaten und Bedrohungen jüdische Gemeinden in Europa.
Wir gedenken aller Opfer antisemitischer Gewalt – wie zuletzt in Manchester.
Antisemitismus im Sport
Auch der Sport ist betroffen: israelische Teams werden von internationalen Turnieren ausgeschlossen, israelische Sportlerinnen und Sportler angegriffen.
Auch wir bei Makkabi Deutschland sehen die Vervierfachung antisemitischer Vorfälle auf den Sportplätzen unserer Mitgliedsvereine.
Seit rund zwei Jahren kommt es immer häufiger zu gezielten Angriffen auf Spielerinnen und Spieler von Makkabi.
Antisemitismus ist keine „Diskriminierungsform“, sondern ein alternatives Welterklärungsmodell: Er verbindet Hass auf die Moderne, den Westen, die Demokratie – und kulminiert immer in Ausgrenzung, Hass und im schlimmsten Fall Mord.
Unsere Antwort ist Haltung
Für uns als Makkabi-Familie war der 7. Oktober 2023 eine Zäsur – und ist ewige Gegenwart.
Wir stehen vor einer doppelten Aufgabe: die Gewalt des Massakers zu verarbeiten und zugleich die aktuelle Situation zu bewältigen.
Und doch lassen wir uns von den Ereignissen nicht lähmen.
Es gibt nichts „Positives“ an diesem Tag und seinen Folgeerscheinungen.
Aber wir haben Kraft gefunden – uns zu professionalisieren, zu wachsen, mit staatlichen Stellen der Antisemitismusprävention zu kooperieren und Stellung zu beziehen für Israel und die Geiseln.
Räume der Sicherheit und Bildung
Wir haben unsere wichtige Arbeit fortgeführt – und glauben mehr denn je an die integrative Kraft des Sports, an demokratische Werte und an eine Welt, in der junge Menschen auf ein Musikfestival gehen können, ohne Angst haben zu müssen.
Und wir sind ein Safe Space – mehr denn je.
Wir gestalten Orte, egal ob jüdisch, muslimisch, christlich oder nicht religiös, in denen wir unsere Werte leben, in denen wir Demokratie leben, in denen wir Sport treiben.
Erinnern heißt handeln
Als jüdischer Sportverband in Deutschland stehen wir seither noch stärker in der Verantwortung, sichtbar zu sein, Haltung zu zeigen, aufzuklären.
Wir haben an die Geiseln erinnert, Gedenkveranstaltungen organisiert, gemeinsam mit anderen jüdischen Organisationen Zeichen gesetzt – in Berlin, bei unseren Lehrgängen, bei nationalen und internationalen Wettkämpfen.
Wir haben Diskurse begleitet, Bildungsarbeit geleistet, Athletinnen und Athleten unterstützt, die von Antisemitismus betroffen waren.
Und wir haben erlebt, dass Solidarität möglich ist.
Der 7. Oktober ist ewige Gegenwart
Er bleibt ewige Gegenwart – in unserer Erinnerung, in unserer Verantwortung, in unserem Handeln.
Wir tragen die Stimmen der Opfer, der Überlebenden und der Geiseln in uns.
Wir stehen für jüdisches Leben, für Solidarität, für eine Gesellschaft, die Antisemitismus keinen Raum lässt.
Und wir wissen: Nur wer erinnert, kann gestalten.